Wie beim Vorgänger handelt es sich auch bei The Alchemy of Cubes um eine kleine Sammlung verschiedener Spiele. Der übersetzte Titel „Alchemie der Würfel“ gibt die Marschrichtung an, denn die vom Franzosen „Fadest“ entwickelte Spielesammlung verliert niemals den Bezug zu den namensgebenden Würfeln. Und das, obwohl die Auswahl an sechs Titeln abwechslungsreich ist - von einem lässigen Tetris/Breakout Verschnitt über ein Knobelspiel bis hin zu einem englischsprachigen Textadventure.
Größte Aufmerksamkeit erregte das Text-Adventure, da ein vergleichbares Spiel bis dato noch nicht auf dem Atari Lynx zu bewundern war. Der Ersteindruck war positiv, obwohl es sich wirklich nur auf simple Textausgabe ohne Grafik beschränkt. In den 80ern konnte uns sowas Abende an C64 & co. fesseln - heutzutage ist man verwöhnter. Zumal Merlain‘s Quest eher eine Art Demo ist, denn die Spielzeit beträgt gerade einmal ca. 10 Minuten. Dennoch ein Lob dafür, dass ein Entwickler sich dieser vernachlässigten Spielegattung angenommen hat. Vielleicht greift jemand anderes diese Idee ja in naher Zukunft nochmal auf.
Ebenfalls große Aufmerksamkeit verdient TetrisNoid, bei dem es sich um die erwähnte Mischung aus Breakout/Arkanoid und dem Klassiker Tetris handelt. Ähnlich wie auf dem Game Boy fallen Steine vom oberen Bildrand, die ihr geschickt anzuordnen habt. Störend erweist sich hierbei der Ball aus Breakout, der im Spielfeld umherfliegt und bei Berührung die entsprechenden Steine auflöst. Dadurch bekommt das Spiel eine andere Färbung, denn immer wieder entstehen so Lücken in eurem Konstrukt, die ihr möglichst rasch zu schließen müsst. Andererseits lassen sich dadurch auch Fehler geschickt ausbügeln - definitiv ein spaßiger Zeitvertreib!
Die Titel Push, Tipover und Building sehen sich nicht nur optisch ähnlich, sondern bewegen sich spielerisch in einer Liga - der Knobelecke nämlich. Wem die Kombination Hirn anstrengen + minimalistisches Spielprinzip + Zahlen den Schweiß auf die Stirn treibt, der nimmt besser Abstand. Fans sollten hier reinschauen, denn unter der schlichten Präsentation verstecken sich drei passable Denk- bzw. Geschicklichkeitsspiele für den Atari Lynx.
Zu guter Letzt wäre noch Attack zu besprechen, dass gleich mit zwei unterschiedlichen Spielmodi (Classic oder Special) aufwartet. In bester Geschicklichkeitsspiel-Tradition verschiebt ihr bebilderte Symbole so, dass gleichartige in Kontakt geraten und auflösen. Kein abendfüllendes Programm, aber ein unterhaltsamer Zeitvertreib für zwischendurch.
Gemein haben alle sechs Titel eine wenig auffallende Präsentation. Auch wenn sich der erneut für die Grafiken verantwortliche „Tempest“ beim schönen Rahmen für Merlain‘s Quest und TetrisNoid ordentlich austobte. Ansonsten ist die Präsentation bescheiden. Dennoch aber zwei Klassen über dem Sound einzuordnen, der leider nur als dürftig umschrieben werden kann - außer einigen verzweifelten Soundeffekten verlässt die gesamte Zeit über kein Ton den Lynx Lautsprecher.
Ordentlich ins Zeug legten sich aber einige Leute: Alchemy of Cubes wird nämlich in einer den Lynx-Originalen nachempfundenen Verpackung samt farbiger Anleitung ausgeliefert. Zwar wurde aus Kostengründen kein Karton, sondern dickes Papier für die Verpackung verwendet .Wodurch er nicht so stabil wirkt. Doch angesichts der liebevollen Gestaltung und der vollen Kompatibilität zu den anderen originalverpackten Lynx Titeln im Regal sei den Verantwortlichen Konstantin T. (neXGam Usern als „atari_fan“ bekannt) und Matthias A. (aka „matashen“) ein dickes Lob ausgesprochen. Die höchste Anerkennung verdient aber Bernd T. (aka „BerndDasBrot“), der die als Freeware verfügbaren Spiele auf eine Lynx Cart bannte und überhaupt die Spielesammlung ermöglichte. Interessenten setzen sich am besten direkt über unser Forum mit Bernd in Kontakt, der übrigens auch von The Space Incident noch einige Exemplare hat. Letzter Hinweis: The Alchemy of Cubes ist mit beiden Atari Lynx Modellen voll kompatibel.
Obwohl sich zwei Spiele mehr auf der Cart befinden als noch bei The Space Incident, überzeugte mich The Alchemy of Cubes nicht vollends. Nach heutigen Maßstäben fehlt der Tiefgang, um auf lange Sicht überzeugen zu können. Für ausgehungerte Atari Lynx Freunde wartet hier dennoch interessanter Nachschub. Und angesichts des moderaten Verkaufspreises von 23,- Euro für eine Neuerscheinung kann man fast nicht meckern, oder?